Von Lachen und Leichtigkeit

Ganz im Ernst

Celeste Barber ist eine australische Komikerin und ich verdanke ihr herrliche Minuten voller Lachen und Leichtigkeit. Auf ihrem Instagram-Account postet sie unter dem Hashtag #celestechallengeaccepted Fotos, auf denen sie absurde Promi-Posen nachstellt. Sie tut das so umwerfend komisch, dass ich mich, als ich den Account entdeckte, vor Lachen nicht mehr halten konnte. Es schüttelte mich durch und durch, jedes Bild ein neuer Kracher verbunden mit einer neuen Lachsalve. Ich kann gar nicht sagen, wann ich das letzte Mal derart ausdauernd und herzhaft lachen musste. Das besonders Schöne an diesem Lachanfall aber war, dass ich damit nicht nur zuhause alle ansteckte, sondern dass die gute Laune anhielt. Auch nachdem ich das Handy schon lange aus der Hand gelegt hatte, lief ich grinsend und irgendwie beflügelt durch die Gegend. Ein schönes Gefühl von Leichtigkeit durchflutete mich und tut es immer wieder, wenn ich mich von Celeste zum Lachen bringen lassen. Auf der Suche nach mehr Leichtigkeit in meinem Leben freue ich mich natürlich, hier offenbar eine Quelle dafür gefunden zu haben. Aber ich komme nicht umhin zu fragen, warum Lachen die Dinge soviel leichter macht. Was genau hat Humor mit Leichtigkeit zu tun?

Sie werden vielleicht lachen, wenn Sie hören, dass es ernsthaft eine Lachforschung gibt, die Gelotologie. Diese beschäftigt sich mit Sinn, Zweck und möglichem Nutzen von Humor und Lachen und hat wissenschaftlich bestätigt, was der Volksmund schon lange weiß: Lachen ist die beste Medizin. Lachen unterstützt das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit, indem es mehr als 100 Muskeln in Bewegung setzt, durch die hechelnde Atmung das Hirn besser mit Sauerstoff versorgt und den Kreislauf in Schwung bringt. Es reduziert Stress und sorgt für die Ausschüttung von Endorphinen, so dass die Schmerzempfindlichkeit nachlässt. Um dauerhaft gesundheitlich Effekte zu erzielen, müsste man allerdings täglich mindesten 20 Minuten herzhaft lachen und das tut der Durchschnittsdeutsche eher nicht. Der lacht nur sechs Minuten. Ich bin Durchschnittsdeutsche, seit Celeste eventuell etwas überdurchschnittlich. Und auch wenn das Lachen, das sie mir beschert, meinem körperlichen Wohlbefinden gut tut – es lässt mich wohl kaum gesundheitlich derart fliegen, dass es die Ursache für meine neue Leichtigkeit sein kann.

Stattdessen bin ich überzeugt davon, dass der Kontrollverlust, mit dem Lachen einher geht, für Leichtigkeit sorgt.

Echtes Lachen kann man nicht steuern. Es ist nicht nur absichtslos (wir lachen in der Regel aus purer Lust und nicht, weil wir gesund bleiben wollen), sondern nachgerade eruptiv und entzieht sich jeder Kontrolle, vor allem raubt es uns die Kontrolle über uns selbst. Versuchen Sie einmal sich zu erinnern: Was haben Sie beim letzten herzhaften Lachanfall gesehen oder gehört? Vermutlich nicht viel. Wir kneifen dabei die Augen zusammen, hören vor allem uns selbst, schnappen nach Luft und verschütten das Getränk, das wir gerade in der Hand halten. Einen klaren Gedanken zu fassen ist ausgeschlossen. Und das ist gut so, denn darin liegt ein Teil der befreienden Wirkung von Lachen und Humor. Für einen Augenblick fallen wir aus der Zeit und aus dem Raum. Wir müssen - und können – nichts halten, wir müssen nichts tun. Wir sind ohnmächtig und paradoxerweise führt gerade diese machtlose Situation bei vielen Menschen dazu, dass sich Ohnmachtsgefühle vorübergehend auflösen. Kein Wunder also, dass in der bäuerlichen Lachkultur gegen die Unterdrückung angelacht wurde.

Dieses Beispiel unterstreicht auch, dass Lachen immer etwas mit einer Grenzüberschreitung zu tun hat. Hierin liegt ein weiterer befreiender Effekt. Auch wenn es stark kulturabhängig ist, wie Humor sich ausdrückt und was Menschen komisch finden – es sind die kleinen und großen Grenzüberschreitungen im Alltag, die Menschen ganz allgemein als witzig empfinden. Dort, wo Situationen „kitzlig“ werden, buchstäblich und im übertragenen Sinn, müssen wir lachen. Lachen ist gewissermaßen eine anarchische Regung. Ein derartiges Ausbrechen und Übertreten von Grenzen wirkt befreiend. Eine heilsame Distanz kann sich einstellen, aus der die Dinge anders betrachtet und Spannungen gelöst werden können. All das wirkt enorm erleichternd.

Wenn wir also wissen wollen, wie wir zu mehr Leichtigkeit kommen, sollten wir uns an den Humor halten:

Öfter mal aus purer Lust handeln. Die Kontrolle abgeben. Absichtslosigkeit üben. Ich gebe gerne zu: Das erscheint ziemlich schwer. Doch im Lachen wird es wirklich leicht. Ganz im Ernst.


Alles zum Thema "Kolumnen, Leichtigkeit" lesen.