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Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis ist nicht selbstverständlich

Niemand kennt Sie besser als Sie sich selbst? Vermutlich haben Sie Recht. Und vermutlich auch nicht. Denn mit der Selbsterkenntnis ist es so eine Sache

Oberflächlich betrachtet kennen wir uns natürlich alle selbst am besten. Wir wissen was wir denken und fühlen,  wen oder was wir lieben oder hassen. Trotzdem fällt es uns oft schwer, Entscheidungen zu treffen - weil wir hin- und hergerissen sind und eben nicht wissen, was wir gerade wollen. Wir sind geplagt von irrationalen Ängsten, haben aber keine Ahnung, wie wir das abstellen können.  Und immer wieder tun und sagen wir Dinge, bei denen wir im Nachhinein feststellen, dass wir es wir es so gar nicht gemeint haben, das eigentlich gar nicht wollten und unser Handeln vielleicht sogar bereuen oder uns dafür schämen.

Selbsterkenntnis ist also nicht nur das Wissen um unsere Stärken und Schwächen, Werte und Interessen, Gefühle und Verhaltensmuster. Zu ihr gehört auch das Erkennen unserer Gefühle, Empfindungen, Bedürfnisse usw. und die Klarheit über deren Hintergründe und Zusammenhänge.

Selbsterkenntnis ist die Grundlage von Selbstführung

Selbstführung bedeutet, das eigene (Führungs-)Handeln bewusst zu gestalten. Es geht um bewusste, reflektierte und verantwortbare Entscheidungen und Handlungen. 

Dafür benötigen wir eine Auswahl an Handlungsmöglichkeiten - die jedoch fehlt, wenn wir in starren Mustern verhaftet und von Impulsen getrieben sind. Das Wissen um unsere innere Vielfalt, um Zusammenhänge in unserer Persönlichkeit, Hintergründe und Abgründe, eröffnet Handlungsalternativen. So hilft Selbsterkenntnis dabei, alle zur Verfügung stehenden Verhaltenspotenziale nutzen zu können. Und mehr noch: Selbsterkenntnis hilft dabei, Potenziale weiter auszubauen und uns zu entwickeln.

Es gibt viele Quellen der Selbsterkenntnis 

Es gibt unterschiedlichste Wege, um Selbsterkenntnis zu vertiefen. Allen gemeinsam ist, dass sie irgendwann  in die Selbstreflexion führen. Früher oder später müssen wir uns überlegen, was eine neue Einsicht mit uns macht und wie wir sie einordnen wollen.

Erkenntnisquelle Nummer 1: Ehrliche Selbstreflexion

Viele Weg führen zu mehr Selbsterkenntnis, um einen kommt man aber nicht herum: Die ehrliche Selbstreflexion. Das ist leichter gesagt als getan.

Selbstreflexion braucht, zumindest zu Anfang, ein wenig Übung und damit: Zeit. Vor allem aber kommt es auf die Bereitschaft an, auch unangenehmen Seiten von sich selbst ins Auge zu blicken. Nicht wertend eigene Gefühle und Gedanken wahrzunehmen oder Bedürfnisse einzugestehen, die das  Selbstbild ins Wanken bringen, ist anstrengend und kann schmerzhaft sein. Wenn wer sein Potenzial aber voll entfalten möchte, kommt daran nicht vorbei. 

Der Klassiker unter den Methoden der Selbstreflexion ist das Tagebuchschreiben (das übrigens nicht unbedingt täglich stattfinden muss). Wer mehr Orientierung und Unterstützung sucht, kann sich in  Selbsthilfe- und Ratgeberliteratur Ideen für passende Fragen an sich selbst holen und findet dort meist auch eine Auswahl an Übungen. Ausprobieren, was passt und am Ball bleiben ist hier die Devise.

Das hier ist meine ganz persönliche Auswahl an guten Ratgebern:

  • Deepack Chopra, Mit dem Herzen führen
  • Maja Storch, Machen Sie doch, was Sie wollen! 
  • Bärbel Wardetzki, Ohrfeige für die Seele. Wie wir mit Kränkung und Zurückweisung besser umgehen können
Erkenntnisquelle  Nummer 2:  Konstruktives Feedback 

Unbestritten ist konstruktives Feedback der kurze Weg schlechthin zu mehr Selbsterkenntnis. Beim echten Entwicklungsfeedback  geht es genau darum: Eine subjektive Sichtweise zur Verfügung zu stellen, um jemand anderem dabei zu helfen, seinen blinden Fleck zu verkleinern. 

Aber Achtung: Feedback ist ein scharfes Schwert. Man muss es nehmen können, um sich daran nicht zu verletzen. Dazu kommt, dass nicht alle Feedbackgeber*innen darin geübt sind, wirklich konstruktiv Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Und viele haben eigene Interessen, die unbewusst mitschwingen. Oder sind einfach zu loyal, um die Karten auf den Tisch zu legen. Es ist also manchmal eine Herausforderung auseinander zu puzzeln, welcher Teil des Feedbacks eigentlich eher zum*r Feedbackgeber*in gehört und welcher Teil wirklich relevant ist für den*die Feedbackgeber*in.

Aber selbstverständlich kann man über diese Puzzlearbeit auch reflektieren und Erkenntnisse über sich selbst gewinnen.

Erkenntnisquelle  Nummer 3: Objektive Tests und Analysen

Persönlichkeitstests (z.B. MBTI, DISG, Insights Discovery, um nur einige zu nennen) oder Analyseverfahren wie das Reiss Motivation Profile geben Auskunft zu unterschiedlichsten Teilen unserer Persönlichkeit. Anonym und von neutralen Personen ausgewertet sind sie so objektiv und umfassend wie das ihnen jeweils zugrunde liegende Modell.

Tests sind hilfreich für alle, die gerne etwas schwarz auf weiß vor sich haben und die sich einen Bezugsrahmen wünschen. Sie bieten eine solide Grundlage , um tiefer in die Selbstreflexion einzutauchen. So gesehen gilt hier das gleiche wie für Feedback: Tiefe Selbsterkenntnis entsteht erst in der Auseinandersetzung mit der eigene Reaktion auf das Ergebnis.

Erkenntnisquelle  Nummer 4: Philosophieren

Was böse Zungen gern als "Schwall ins All" bezeichnen ist wirklich hilfreich, wenn es darum geht, sich besser kennen zu lernen. Philosophen beschäftigen sich mit den großen Fragen des Lebens. Was kann ich wissen? Was  Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Wenn wir anfangen, über die ganz großen Dinge nachzudenken, testen wir Haltungen aus. Wir spüren, womit wir uns wohl fühlen und was uns nicht behagt. Und das können wir hinterfragen - philosophische Methoden laden dazu ein.

Wer sich nicht gleich durch Kants Abhandlungen quälen will kann auch einfach gute Romane lesen und sich fragen, wie er*sie selbst in der Geschichte agiert hätte.

Meine Buchauswahl für alle, die ein wenig philosophieren wollen:

Selbsterkenntnis geht immer - wenn man will

Angesichts zahlreicher Quellen von Selbererkenntnis erscheint es fast mühsam, die Augen vor sich selbst zu verschließen. Im Grunde liegt ganz viel ausgebreitet vor uns. Wir müssen nur hinschauen. Der Blick auf ungeliebte Seiten ist aber oft erschreckend. Umso wichtiger ist die wohlwollende und ermutigende Begleitung solcher Erkenntnisprozesse, vor allem durch uns selbst.

Sie möchten gar nicht vielen Links folgen, sondern gleich loslegen? Hier geht es zu meinem E-Nugget zum Thema Selbsterkenntnis.

Und hier finden Sie passende Check out-Fragen für die Arbeit mit Ihrem Team zum Thema.


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