Führungskräfte sind Verantwortungsträger*innen. Doch bei all den Dingen, für die Führungskräfte in Verantwortung gehen sollen, kommt ein Aspekt erstaunlich selten zur Sprache: Die Selbstverantwortung. Dabei ist sie die Grundlage für alle anderen Formen der Verantwortung und ein entscheidender Teil von Selbstführung.
Warum ist Selbstverantwortung so wichtig?
Selbstverantwortung bedeutet, Verantwortung für die eigenen Gedanken, Gefühle, Handlungen, Interessen, Ziele zu übernehmen. Nur wenn die klar sind und als solche angenommen werden, können sie ins Verhältnis gesetzt werden zu weiteren Formen von Verantwortung. Etwa der, die mit einer bestimmten Rolle oder Aufgabe einher geht. So wird Selbstverantwortung zur Grundlage dafür, Rollen klären zu können. Nur, wer weiß, was er*sie will und kann, ist in der Lage, sich verbindlich darüber auszutauschen und Erwartungen zu klären.
Ohne Selbstverantwortung gibt es auch kein Erleben von Selbstwirksamkeit. Dinge selbst steuern und gestalten zu können braucht neben den passsenden Rahmenbedingungen immer auch die Bereitschaft, aktiv zu werden, sich zu positionieren und Entscheidungen zu treffen. Alles nur möglich, wenn man für sich selbst Verantwortung übernimmt.
Was genau bedeutet Selbstverantwortung?
Bei der Selbstverantwortung geht es buchstäblich um Antworten. Antworten auf die Frage, warum man Dinge tut oder lässt. Wer auf diese Art bewusst handelt, kann über Folgen der eigenen Aktionen nachdenken und am Ende auch für diese einstehen. Denn Selbstverantwortung heißt unter anderem, für Fehltritte gerade zu stehen.
Zurecht geht es beim konstruktiven Umgang mit Fehlern nicht darum, eine*n Schuldige*n zu identifizieren, sondern Lösungen zu finden. Teil einer Lösung ist aber immer auch, die durch einen Fehler möglicherweise entstandenen Schäden zu beheben. Wiedergutmachung ist ein unterschätzter Beitrag zum sozialen Zusammenhalt. Und funktioniert nur, wenn Verantwortung übernommen wird.
Selbstverantwortung heißt auch für Dinge einzustehen, die man versäumt hat. Hier liegt der Hase im Pfeffer: Meist ist leicht zu erklären, warum man Dinge aufgrund ungünstiger Umstände nicht tun kann. Den eigenen Antrieb zum Unterlassen blendet man aber schnell aus. Selbstverantwortung heißt dann, den eigenen Anteil zu sehen, einzuräumen und für dessen Folgen gerade zu stehen.
Und schließlich bedeutet Selbstverantwortung auch, den eigenen Beitrag zum Gelingen einer Sache zu erkennen und zu würdigen. Dabei kommt es nicht darauf an, sich als tollsten Hecht im Karpfenteich zu zeigen. Eher darum, die eigenen Potenziale und Ressourcen zu erkennen und auch künftig zu nutzen.
Selbstverantwortung verleiht innere Freiheit
Selbstverantwortung heißt also, ein Bewusstsein für alternative Entscheidungen haben - und sich klar zu machen, warum man bestimmte Entscheidungen vielleicht nicht trifft.
Selbstverantwortung heißt, die eigene Situation als Folge der bisherigen Lebensentscheidungen zu verstehen und Lebensumstände damit als wählbar anzuerkennen. Denn eine Wahl haben wir. Mindestens die zu entscheiden, wie wir mit unveränderlichen Umständen umgehen wollen.
So wird Selbstverantwortung zur Voraussetzung für ein freies, selbstbestimmtes Leben. Nur Führungskräfte, die als "echte" Verantwortungsträger*innen agieren, können auch Gestalter*innen sein.